Digitales Graphic Recording - live zeichnen am Tablet

Digitales Graphic Recording - live zeichnen am Tablet

Wie genau funktioniert digitales Graphic Recording, welches Equipment braucht man dafür und welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich? Diesen Fragen bin ich auf den Grund gegangen.

Was ist (digitales) Graphic Recording?

Werden Inhalte präsentiert, besprochen oder erarbeitet, können diese mit Graphic Recording visuell dokumentiert werden. Das bedeutet, dass das Gesagte (und Gezeigte) in Echtzeit in Bilder übersetzt wird, die mit kurzen Texten ergänzt werden. So entsteht ein Protokoll, das nicht nur Teilnehmer:innen das Verstehen und Konzentrieren währende der Veranstaltung erleichtert, sondern das auch über das Event hinaus genutzt werden kann, um die Inhalte zu kommunizieren.

Sehr viele Veranstaltungsformate lassen sich mit Hilfe von Graphic Recording festhalten: Seminare und Workshops, Vorträge, Diskussionen, Meetings, Präsentationen, Gruppen-Arbeiten, Preisverleihungen und Produkt-Vorstellungen sind nur ein paar Beispiele.

Graphic Recording Formate - digitale Graphic Recording im Fokus

Wir unterscheiden drei Arten von Grahic Recording:

  • Analoges Graphic Recording
    Inhalte von Meetings, Workshops, Panel-Diskussionen oder Präsentationen werden live vor Ort und in Echtzeit mit Stift und Papier festgehalten (hier mehr dazu)
  • Digitales Graphic Recording
    Inhalte von Veranstaltungen werden live vor Ort und in Echtzeit mit einem Grafik-Tablet festgehalten (darum soll es in diesem Blog-Beitrag gehen)
  • Remote Graphic Recording
    Inhalte von Webinaren, digitalen Meetings oder online Events werden in Echtzeit mit einem Grafik-Tablet festgehalten und digital übertragen.

Welches Equipment braucht man?

Das, was beim analogen Graphic Recording Stift und Papier sind, ist beim digitalen Graphic Recording das Grafik-Tablet und der Stylus (Stift für das Grafik-Tablet). Diese zwei Basiszutaten reichen an sich schon für ein digitales Graphic Recording aus. Es gibt aber noch ein paar andere Tools, die sich durchaus lohnen. Schauen wir uns alles mal der Reihe nach an:

Grafik-Tablet und Stylus

Das Zeichentool und damit die Basis für digitales Graphic Recording. Hier würde ich nicht sparen, denn mit einem zu kleinen Bildschirm oder einem veralteten Betriebssystem sind Komplikationen vorprogrammiert.

Meine Wahl: Apple iPad Pro und Apple Pencil

Kabel und Adapter

Damit das Bild vom Grafik-Tablet an einen Beamer übertragen werden kann, sollte man immer sowohl einen HDMI also auch einen VGA Adapter dabei haben. Ich persönlich habe meist sogar mehrere mit. Sicher ist sicher.

Auch für die Stromzufuhr muss gesorgt sein. Hier ist nicht nur ein Kabel sondern auch ein Netzwerk-Adapter mit guter Leistung wichtig, damit das Tablet auch wirklich die ganze Veranstaltung mitmacht.

Meine Wahl: USB-C VGA Multiport Adapter, USB-C Digital AV Multiport Adapter und 35W Dual USB-C Port Power Adapter

Zeichenbrett

Wer lange, oft und ohne Rückenprobleme zeichnen will, sollte auch in ein Zeichenbrett investieren. Dieses sorgt für die richtige Rückenhaltung beim Zeichnen und erweitert die Ablagefläche für die Hand. Eine der besten Investitionen, die ich je gemacht habe.

Meine Wahl: Sketchboard Pro

Kamera

Die Kamera ermöglicht es dem Publikum nicht nur den Bildschirm vom iPad zu sehen sondern auch den:die Graphic Recorder:in bei der Arbeit. Drei Kamera-Optionen haben sich dabei in der Praxis bewährt:

  • Screen-Sharing
    Der Bildschirm vom Grafik-Tablet wird während dem Zeichnen per Kabel an den Beamer übertragen. Dabei kann man entweder in das Bild reinzoomen um Details zu zeigen oder die Einstellungen so setzen, dass immer das gesamte Bild sichtbar ist, auch wenn man zum Zeichnen die Leinwand rotiert, vergrößert oder verkleinert.
  • Face Cam
    Am Anfang der Veranstaltung wird der:die Graphic Recorder:in in der Regel vorgestellt. Mit einer Face Cam kann er:sie dabei in die Kamera winken. Auch zum Abschluss der Veranstaltung ist es schön, wenn man kurz selbst in die Kamera schaut bevor man zum Screen-Sharing wechselt um die Bilder des Tages nochals Revue passieren zu lassen und die Inhalte zusammenzufasssen.
  • Table Top Kamera
    Beim Screen-Sharing sieht man nur den Bildschirm des Grafik-Tablets aber nicht den:die Graphic Recorder:in beim Zeichnen. Mit einer Table Top Kamera kann man den Tisch von oben sehen und somit das gesamte Setup sowie die Hand beim Zeichnen. Für Teilnehmer:innen ist das immer eine spannende Abwechslung und es zeigt, dass die Bilder tatsächlich per Hand und live gezeichnet werden.

Was sollte vor Ort zur Verfügung gestellt werden?

Neben dem technischen Equipment, das der:die Graphic Recorder:in mitnimmt, gibt es noch ein paar Sachen, die der:die Veranstalter:in organisieren sollte:

  • Tisch und Sessel
    Um gut arbeiten zu können, braucht der:die Graphic Recorder:in einen Tisch und einen Sessel mit Lehne. Der Tisch sollte mindestens 120 x 80cm groß sein, damit das Equipment (Laptop und Grafik-Tablet mit Zeichenbrett) ausreichend Platz hat. Der Tisch sollte im Raum so positioniert sein, dass die Bühne (inkl. Präsentations-Folien sofern welche gezeigt werden) gut sicht- und hörbar ist.
  • Beamer Anschluss
    Das Anschlusskabel für den Beamer sollte bis zum Tisch reichen. Ein Adapter für das Grafik-Tablet sind nicht notwendig (die nimmt der:die Graphic Recorder:in ja selbst mit).
  • Wasser
    Ein Krug mit Wasser und ein Glas sind immer sehr willkommen. Zwar gibt es meistens bei größeren Veranstaltungen ein Buffet für die Teilnehmer:innen - am Wasserkrug für den:die Graphic Recorder:in sollte dennoch nicht gespart werden.

Welche Fragen sollte man sich im Vorhinein stellen?

Es gibt viele Aspekte über die man sich im Vorhinein Gedanken machen kann. Gute Vorbereitung zahlt sich schließlich immer aus. Hier ein paar Fragen, die auf jeden Fall vor einem Graphic Recording besprochen werden sollten:

  • Gibt es Corporate Design Vorgaben?
    Der große Vorteil vom digitalen Graphic Recording ist, dass man Farben (anders als beim analogen Graphic Recording, wo man auf die Palette verfügbarer Flipchart-Stifte angewiesen ist) frei wählen kann. Dazu braucht man lediglich die Farb-Codes der Firmen-Farben (oder der Farben, die für das Branding der Veranstaltung gewählt wurden). Auch firmeneigene Bildsprachen oder Schriftarten können berücksichtigt werden, wenn sie im Vorhinein bekanntgegeben (und zugeschickt) werden.
  • Sind Logos einzubinden?
    Gibt es ein Firmenlogo oder Logos von Partner:innen und Sponsor:innen, die im Graphic Recording vorkommen sollen?
  • Werden Personen namentlich genannt und / oder porträtiert?
    Falls Vortragende, Team-Mitglieder bzw. sonstige Personen namentlich genannt oder gezeichnet (Portraitiert) werden sollen, braucht der:die Graphic Recorder:in die Namen und Fotos im Vorheinein.
  • Sollen Titel der Veranstaltung, Ort und Datum genannt werden?
    Beim Titel der Veranstaltung ist es sinnvoll den genauen Wortlaut im Vorhinein abzustimmen. Das Einbinden von Ort und Datum macht das Graphic Recording leicht zuordenbar zu einer Veranstaltung, kann aber auch dafür sorgen, dass das Bild schneller als gewollt “veraltet” wirkt.

Welche Vorteile hat das digitale Graphic Recording?

Als ich meine ersten Graphic Recordings gemacht habe, gab es noch keine Grafik-Tablets auf denen ein sinnvolles Arbeiten möglich gewesen wäre. Doch mit der Zeit ist die Technik nicht nur besser geworden sondern mittlerweile so gut, dass ich fast allen Kunden zum digitalen Graphic Recording rate. Warum? Die Liste der Vorteile ist sehr lang:

  • Anpassung an das Corporate Design
    Durch das digitale Arbeiten können Farben und Schriften 1:1 übernommen werden. Somit passt das Graphic Recording zum gesamen Unternehmensauftritt bzw. zum Branding der Veranstaltung.
  • Druckqualität der Bilder
    Die Bilder werden in Druckqualität digital erstellt und liegen somit in der bestmöglichen Qualität vor. Das nachträgliche digitalisieren von analog gezeicheneten Bildern führt leider nie zu einem gleichwertigen Ergebnis.
  • Ortswechsel für flexible Settings
    Große Papierbögen sind leider nur schwer transportierbar. Mit dem Grafik-Tablet dagegen kann man flexibel mehrere Gruppenräume besuchen und zwischen verschiedenen Bühnen wechseln.
  • Ideal für große Räume und Gruppen
    So groß kann ein analoges Bild garnicht sein, dass es auch in großen Räumen bis in die letzte Reihe gut gesehen wird. Durch das Projizieren vom Bildschirm am Grafik-Tablet spart man sich die extra Kamera und den:die Kameramann:frau. Man kann in das Bild hineinzoomen um gezielt Teile hervorzuheben und kann die Ergebnisse so auch bei großen Events teilen.
  • Änderungen sind möglich
    Das digitale Format hat den Vorteil, dass das ausbessern von Tippfehlern sowie sonstige Änderungswünsche auch nach dem Event noch möglich sind.
  • Vervielfältigung und Langlebigkeit
    Ein Bild in durckfähiger Auflösung bedeutet, dass man es beleibig oft vervielfältigen kann. Und das auch noch viele Jahre nach der Veranstaltung.
  • Export von Bildausschnitten
    Einzelne Bildteile lassen sich im digitalen Format leicht freistellen und so in Zukunft für Präsentationen, Social Media Postings oder sonstige Unterlagen nutzen.
  • Nutzung für Social Media, Print und Präsentationen
    Da das Bild sofort digital vorliegt, kann es ohne eine langwierige nachträgliche Bearbeitung gleich in bester Qualität geteilt und für die Dokumentation verwendet werden.

Beispiele aus der Praxis

Digitales Graphic Recording bei der IMAGINE 2022
Digitales Graphic Recording bei der VÖGB Tagung "Aktionismus"
Digitales Graphic Recording beim Community Building Austria Summit
Lana Lauren
Autorin: Lana Lauren

Seit mittlerweile mehr als 10 Jahren übersetze ich komplexe Inhalte in Bilder und gestalte Illustrationen, Graphic Recordings und Erklärvideos, die dafür sorgen, dass auch komplexe Themen Interesse und Emotionen wecken, verstanden werden und langfristig in Erinnerung bleiben.

Neugierig? Mehr über mich und meine Arbeit findet Ihr hier